...(vielleicht) bald keine Zeit mehr zu haben.
Nie findet man leichter Freunde fürs Leben als in Kindergarten und Grundschule. Mit zunehmendem Alter wird das schwieriger, und doch hat man immer wieder das Bedürfnis nach neuen und anderen Kontakten. Es ist ja auch zu spannend, vom Leben anderer zu hören, Erfahrungen auszutauschen, Anregungen zu bekommen, die das Denken verändern, neue Interessen erschließen.
Karin N. ist Frühaufsteherin. Bereits morgens um sechs loggt sie sich ins Internet ein, um den Mitgliedern "ihres" Forums einen guten Tag zu wünschen. Und, natürlich, um zu sehen, was die Nachteulen an Neuem zu berichten haben. Sie schreibt einen fröhlichen und herzlichen Geburtstagsgruß an Silke S., und weiß dabei genau, das ihrem Beispiel noch viele andere folgen werden.
Im Laufe des Tages wird es lebhafter: man diskutiert engagiert über Politik und Religion, tauscht Kochrezepte aus, der Literaturkreis versucht, sich auf neue Lektüre zu einigen, man erzählt Witze, berichtet von schönen und weniger schönen Ereignissen des Lebens, nimmt Anteil am Leben anderer, und freut sich, dass wiederum so viele Menschen Anteil an dem nehmen, was sie im Forum lesen. Auch die an Philosophie Interessierten melden sich zu Wort.
Wer, so mag man sich fragen, ist Mitglied in einem solchen Forum? Was treibt einen dazu, sich mit Menschen auszutauschen, deren Namen man in den seltensten Fällen weiß, die man möglicherweise nie im Leben sehen wird? Sind es die Kontaktarmen, die etwas Verschrobenen?
Morgens, nach dem Frühstück und nachdem die Familie das Haus verlassen hat, schaltet Karin N. ihren Computer ein, um zu sehen, was es Neues gibt. Ernst P. schreibt, er habe gerade eine grosse Kanne Kaffee gekocht. Karin N., die doch eben ihre Küche aufgeräumt hat, schreibt zurück, sie nähme jetzt ihren frischgebackenen Kuchen und mache sich sofort auf den Weg.
Was ist das? Ehebruch am helllichten Vormittag? Hintergeht Karin N. ihren Mann? Durchaus nicht: all dies findet wie heißt das heute so schön? "virtuell" statt, denn Karin N. ist Mitglied des Internetforums TIVOLI, ebenso wie Ernst P.
Das "Tivoli-Forum" ist ausdrücklich ein Internet-Forum für ältere Menschen. Ihre Interessen und Lebensumstände sind in vielen Fällen sehr verschieden von denen der Jungen. Seine über 200 Mitglieder sind so unterschiedlich wie vermutlich der Durchschnitt der Bevölkerung über 45: sie sind berufstätig oder bereits aus dem Arbeitsleben ausgeschieden, sie sind glücklich oder weniger glücklich verheiratet, verwitwet, geschieden, interessieren sich beispielsweise für ihren Garten aber bestimmt nicht für Literatur, haben einen großen Bekanntenkreis oder fühlen sich ein bisschen abgeschnitten von der Welt, sind gesund oder durch Krankheit ans Haus gebunden, sind mit ihrem Leben zufrieden oder finden es manchmal etwas schwierig.
Man kommt leicht in Kontakt im Forum: die Rollstuhlfahrerin aus dem Norden mit der Bergsteigerin aus dem Süden, der Arbeiter mit der Akademikerin.
Es wird nicht ausdrücklich erwartet, doch jeder stellt seine Kenntnisse und Fähigkeiten anderen zur Verfügung: Fragen zu Garten, Homöopathie, Haustieren, Fremdsprachen, Trainingstipps werden schnell beantwortet. Und wenn dies auch ein Forum ist, das ausdrücklich von Wortbeiträgen lebt, so lassen durch das eine oder andere Bild etliche Foristen die anderen sehr anschaulich an ihrem Leben teilhaben oder versenden damit farbenfrohe Grüße und Glückwünsche und begrüßen neue Teilnehmer.
Eine Besonderheit des "Tivoli" ist der technische Bereich. Hier helfen nicht nur Mitglieder anderen Mitgliedern, sondern der Administrator und einer der beiden Gründer des Forums hat nicht nur viele Hilfeseiten in einem auch für Laien verständlichen Deutsch geschrieben, sondern hilft auch unmittelbar: Von PC zu PC - notfalls auch per Fernwartung!
Ein Forum ist mit einem Chat nicht zu vergleichen: im Chat sind flinke Finger auf der Tastatur gefragt, weil dort die Gesprächsteilnehmer vor ihrem PC sitzen und sich unmittelbar unterhalten können. Auch dies wird im Tivoli geboten.
Der Schwerpunkt liegt aber auf dem Meinungsaustausch im Forum. Ein Forum ist durchaus und gerade auch etwas für Bedächtige, die gerne nachdenken möchten, ehe sie schreiben. Und die vielleicht auch über das Geschriebene noch einmal nachdenken, gerade wenn sie sich zu Themen in den Bereichen Gesellschaft und Politik, Philosophie und Religion äußern oder über Literatur.
Und während im Chat fröhlich im Hier und Jetzt geplaudert wird, kann eine Diskussion im Forum sich durchaus über mehrere Tage, ja Wochen entwickeln. Ganz im Sinne derer, die das Tivoli ins Leben gerufen haben und derer, die ihm Leben einhauchen:
Wir wollen miteinander ins Gespräch kommen,
wir wollen die Meinungen anderer lesen,
wir wollen unsere Erfahrungen austauschen,
wir wollen uns gut unterhalten,
wir wollen miteinander lachen
wir wollen immer noch dazu lernen,
wir wollen einander kennen lernen
aber bitte Eile mit Weile, die Hetze des Alltags in der nicht virtuellen Welt, die wollen wir draußen lassen.
Von einem Tivoli-Mitglied
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